[:de]Die Fotografie ist unser ständiger Begleiter, die ganze Welt wird ständig und umfassend digital erfasst. Die Dokumentation des Alltags ist inzwischen total. Doch noch vor 100 Jahren musste jedes einzelne Fotos inszeniert und mit unhandlichen Plattenkameras vorbereitet werden. Dann kam die Leica.
„Die Leica ist die Verlängerung meines Auges.“ Henri Cartier-Bresson
Sie veränderte alles, denn von nun an waren Schnappschüsse möglich. Der ungefilterte Alltag in all seinen Facetten erhielt Einzug in die bis dahin eher statische Welt der Fotografie. Die Leica ist bis heute wegen ihrer Handlichkeit, Nutzerfreundlichkeit und ihres Designs Kult, vergleichbar nur mit aktuellen Apple Geräten. Das c/o Berlin begeht die Einführung der Leica vor 100 Jahren mit einer umfassenden Ausstellung, die die Bedeutung dieser Kamera für die Veränderung des fotografischen Sehens dokumentiert.
Zur Entwicklung dieser epochalen Kamera schreibt das c/o zur aktuellen Ausstellung, die von Hans-Michael Koetzle kuratiert ist:
„Das erste Modell der Leica, deren Markenname sich aus dem Unternehmen Leitz und Camera zusammensetzt, wurde im März 1914 vom Feinmechaniker und Hobbyfotografen Oskar Barnack entwickelt. Ihm gelang es, Bildmotive auf einem 35-Millimeter-Kinofilm zu bannen. Er wandte einen simplen Trick an – in der Leica-Kamera bewegt sich der Film horizontal, während in den gebräuchlichen Kinokameras der Film senkrecht geführt wurde. Auf diese Weise vergrößerte Oscar Barnack das Negativformat auf 24 mal 36 Millimeter.
Bedingt durch den ersten Weltkrieg konnte der Unternehmer Ernst Leitz II die serielle Produktion und Markteinführung der Kamera erst 1925 realisieren. Das Taschenformat, das Hochleistungsobjektiv, die leise Mechnik und kurze Verschlusszeiten ermöglichten den Fotografen bis dahin völlig neue Einsatzmöglichkeiten, extreme Perspektiven und ungewöhnliche Spontaneität. Durch die Verwendung von Filmrollen wurde das Fotografieren seriell, preisgünstig und für jeden zugänglich.“
Bruce Gilden – Portrait Series
Die Leica hatte in sehr vielen verschiedenen Sparten einen bis heuten wirkenden Einfluss auf die Fotografie. Aktuelle Reportagen konnten mit ihr realistisch bebildert werden, die Modefotografie verliess ihre inszenierte Erstarrung. In vielen Sparten führte die Leica zu einem neuen, direkteren Blick auf die Welt. Die Ausstellung zeigt in verschiedenen Räumen die unterschiedlichen Auswirkungen dieser innovativen und modernen Kleinbildfotografie, mit der erst die Beschleunigung des Lebens sichtbar gemacht werden konnte. Die Ausstellung ist somit auch eine Stilgeschichte des Mediums Fotografie von der Moderne bis zur postmodernen Vielfalt der Gegenwart, vom Neuen Sehen über die Photographie humaniste bis zu Modeaufnahmen, von der subjektiven Fotografie über die Autorenfotografie bis zur Street Photography und künstlerischen Fotografie. Die Leica wurde somit zum Gradmesser für Aufbruch, Tempo und Neuerung und ist längst Mythos – bis heute im digitalen Zeitalter.
c/o Berlin
im Amerika Haus
Hardenbergstraße 22–24
10623 Berlin
Ausstellung täglich von 11:00 bis 20:00 Uhr
Noch bis zum 1. November 2015
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