Ein hoher Durchgang, rotte Säulen, Industriearchitektur mitten in der Stadt. Danach durch einen Hinterhof und anschließend ein weiterer Hinterhof, dann findet man im allerletzten Winkel des Areals die Panke. Also wieder mal im Wedding unterwegs, diesmal um die von Miriam Welk choreographierte Made im Speck zu sehen.

Alles ist flauschig und soft heute Abend. Das von Shuah Brotherton und Josefine Lindner in wechselnde Farben getauchte Bühnenbild besteht aus einfachen, übereinandergestapelten Matrazen, auf denen kein sicherer Stand möglich ist. Kein Halt nirgends. Und so tanzen, rollen und fallen die drei Akteure Vasso Polymeni, Julia Metzger-Traber und Merriele Kleyn Winkel in diesem wunderlichen ecken- und kantenlosen Schuhkarton herum. Armlos, die Hände im engen Anzug verborgen, die Füsse zusammengenäht. Seltsame Raupen kringeln vor dem Publikum, das die Schuhe beim Betreten dieses Teletubbylands ausziehen musste.

Die surrealen Kostüme, die schuhlosen Zuschauer, das Spiel mit den Erwartungen – eine seltsame Verbundenheit entsteht zwischen den Akteuren und den dicht vor Ihnen sitzenden erwartungsvollen Zuschauern, die nicht wissen, ob sie lachen oder stumm staunen sollen. Immer wieder bricht mittendrin, während des allerliebst anzuschauenden Umherrollens dieser menschlichen Larven, die Musik ab. Schweigen. Bewegungslosigkeit. Ruhe. Niemand weiss ob es weiter geht oder bereits Applaus erwartet wird. Die Spannung knistert, dann wechselt das Licht, eine völlig neue Musik setzt ein. Elvis statt knarzenden Störgeräuschen, ausdrucksvolle Mimik statt ausgelassenem Herumtollen. Das Spiel mit den Erwartungen gelingt scheinbar beiläufig und leicht, das Zusammenspiel der Akteure mit der Musik und den Visuals ist perfekt. Und kann noch bis zum 18. Mai in diesem versteckten Hinterhof im Wedding miterlebt werden.

 

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Die Made im Speck
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