Na gut, eigentlich ging es ja bereits gestern los. Das Spektakel in Polen begann mit einem wetterfesten Flügel, sehr vielen rot weissen Fahnen und viel Pathos. Und das polnische Team hatte gleich anschliessend sehr viel Glück gegen immer besser motivierte Griechen. Das war von dieser Nation eigentlich nicht zu erwarten, bekommt Griechenland doch europaweit seit Monaten wirklich sehr schlechte Presse. Das muss doch Auswirkungen auf das Selbstbewusstsein jedes Griechen haben! Und dann gestern dieses Aufbäumen, trotz aller Benachteilung durch das Publikum, den Schiedsricher und das angeknackste Selbstbewusstsein. Die Chance zum Sieg vergaben die weisen Griechen dann gnädig, der zu erwartende Aufruhr der anderen Europäer wäre zu gross gewesen. Dann doch lieber Brot als Spiele.

Genau diese Spiele der Kategorie A – nämlich unter Beteilung der Ukraine, Polens oder Deutschlands – sind mit Live-Kommentar im Club der Polnischen Versager zu erleben. Aber nicht nur dort. Jetzt, wo wieder überall Fahnen zu sehen sind und noch dazu viele Fans, die, in genau denselben Farben geschminkt, public viewen, jetzt wollen alle dabei sein. Das Phänomen wirkt wie ine moderne Version der Loveparade, auch dabei ging es um Enthusiasmus pur. Damals beim Tanzen, heute eben beim Bier trinken. Fanmeile und Hauptbahnhof sind dabei, logisch, aber auch Lido und Cassiopeia oder Cafe am Neuen See. Auch das Zukunft macht mit. Dies ist nur eine kleine Auswahl, klar. Die ganze Stadt, das ganze Land, der gesamte Kontinent ist Fussball jetzt. Fussball in jeder Nische, Fussball in jeder Szene. Fussball ist der kleinste gemeinsame Nenner.

Und heute abend gehts also ums Eingemachte.
Wer spielt vorn? Hält das Knie? Wie traumatisiert sind die Bayern wirklich?
Alle diese vorbereitenden, die nationale Einheit und Hysterie schürenden Homestories interessieren ab jetzt nicht mehr. Genau so wenig wie der Sound der südafrikanischen Vuvuzelas, dieses Geräuschs von gestern. Jetzt wird sich zeigen ob die Deutschen wirklich gut haushalten, sowohl mit ihren Kräften als auch ihren Reserven. Ab heute soll gefeiert und gejubelt werden, das ist der Plan. Erst gegen etwas eitle Portugiesen, die nicht nur am Rande Europas, sondern auch am Rande des Absturzes aus der EuroZone stehen. Dann gegen die lästigen Nachbarn Niederlande und Dänemark, die ebenfalls solide haushalten, aber einfach zu klein sind.

Im Finale dann sollen endlich diese verspielten, total verschuldeten Spanier bezwungen werden. Deren attraktive und auch noch erfolgreiche Spielweise basiert doch sowieso nur auf Pump. Jedenfalls sind die Schulden der spanischen Clubs beim Finanzamt exorbitant, brauchen aber dennoch nicht zurückgezahlt werden. Spiele eben, wenn schon kein Brot. Zumindest in Spanien. Doch jetzt soll sich just in time das solide und gleichzeitig anpassungsfähige deutsche System als nicht nur attraktiv, sondern auch siegfähig erweisen. Dritte oder zweite Plätze interessieren nicht mehr. Schließlich sparen wir schon so lange auf den Sieg hin. Brot und Spiele!

 

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Es geht los – Brot / Spiele
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